ãAufschauen zu dem, den sie durchbohrt habenÒ
(Herz-Jesu-Fest)
Vor ein paar Jahren starb in Rom
der šsterreichische Bischof Dr. A. Hudal, eine etwas zwiespŠltige
Persšnlichkeit. In der Zeit des NS hatte er ein Buch veršffentlicht Ÿber die
damaligen Zeitprobleme und hatte an
den Anfang dieses sicher gut gemeinten, aber damals unter den Katholiken viel
Verwirrung stiftenden Buches die kŸhnen Worte geschrieben: ãDieses Buch ist mit
meinem Herzblut geschrieben!Ò Als ich damals als junger Anima-Kaplan diese Worte
las, sage ich etwas vorlaut zu Bischof Hudal, dem damaligen Rektor der Anima in
Rom: ãDas ist wohl eine †bertreibung zu behaupten, Sie hŠtten dieses Buch mit
ihrem Herzblut geschrieben. Wer schreibt denn schon ein Buch mit seinem
Herzblut?Ò
Bei einem aber stimmte es
wortwšrtlich: beim Gottmenschen Jesus Christus. Am Kreuze schrieb Er mit seinem
Herzblut die Geschichte seiner Liebe zu uns Menschen zu Ende, diese schšnste
und ergreifendste ãLove storyÒ, die keine blo§e Dichtung, auch nicht Mythos
oder sage, sondern historische Wirklichkeit ist. Und das Schlusswort dieser
wundervollen ãLove storyÒ lautet fŸr jeden, der dieses Buch liest: ãMit ewiger
Liebe habe ich dich geliebt, um dich ganz an mich zu ziehen!Ò
Die wundervolle Geschichte der
Liebe Christi zu uns Menschen hat 33 Kapitel, entsprechend den 33 Lebensjahren
der Lebensgeschichte unseres Herrn und Heilands. Und die vielsagenden
†berschriften dieser 33 Kapitel sind – so kommt mir immer vor – die
33 Anrufungen der Herz-Jesu-Litanei. Da ist der Reihe nach der ganze Inhalt
unseres christlichen Glaubens mit dem Heilsmysterium und Christusereignis
wunderbar klar, theologisch tief und trostvoll, nicht abstrakt, sondern sehr
konkret und auf die Lebenssituation eines jeden von uns zugeschnitten
angegeben. Ihr solltet euch, BrŸder
und Schwestern im Herrn, an solchen Tagen wie die Stundgebetstage es sind, die
Zeit nehmen, um in einem Gebetbuch diese Herz-Jesu-Litanei mit ihren 33
Anrufungen herzunehmen, um Ÿber die eine oder andere Anrufung darin nachzusinnen
und zu meditieren. Ihr wŸrdet dabei – ich bin fest davon Ÿberzeugt
– zu spŸren bekommen, dass es bei der Herz-Jesu-Verehrung im Sinn der
Kirche nicht – wie so viele heute meinen – um einen všllig
Ÿberholte, sŸ§liche, weichliche und weibische Andachtsform geht, sondern
eigentlich wirklich um die Herzmitte unseres christlichen Glaubens. Denn was
ist denn hinter allem Wandelbaren das Unwandelbare, hinter allem Unwesentlichen
das wesentliche unseres christlichen Glaubens und der gesamten biblischen
Frohbotschaft? Es ist die Wahrheit, dass ãGott so sehr die Welt (und uns
Menschen) geliebt hat, dass er seinen einzigen Sohn dahingab, damit jeder, der
an ihn glaubt, nicht verlorengehe, sondern das ewige Leben habeÒ (Jo 3,16). Die
dichteste Verkšrperung dafŸr aber und das sprechendste Symbol dieser Liebe
Gottes zu uns Menschen ist das Herz.
Denn im Herzen Jesu wird uns
gegenŸber unserer gar nicht selten feststellbaren Herzlosigkeit die herzliche
Liebe kundgetan, auf die es in allem ankŠme, wenn wir Menschen menschlicher und
besser werden sollen. Auf das Herz kommt es an!
Seit der Sohn Gottes Fleisch
angenommen hat und Mensch geworden ist, wahrhaft und wirklich, stimmt es
wortwšrtlich, dass Gott ein Herz hat fŸr uns Menschen, ein blutwarmes,
lebendiges Herz, das in helfender, erbarmender, verzeihender, erlšsender Liebe
fŸr uns Menschen schlŠgt. Das Herz Jesu, es ist wahrhaft und wirklich das Herz
des Sohnes des ewigen Vaters, es ist wahrhaft und wirklich das Herz in welchem
die ganze FŸlle der Gottheit wohnt. Und dieses gottmenschliche Herz ist der Inbegriff
aller Herzlichkeit, aller GŸte und Liebe, von dem wir nie genug lernen kšnnen.
Und es ist so vielsagend, dass uns Jesus Christus selbst dazu aufgefordert hat,
von seinem Herzen und von seiner Herzlichkeit zu lernen. ãLernet von mir...Ò,
sagte der Herr eines Tages. Aber er sagte nicht etwa: Lernet von mir Wunder
wirken, Kranke heilen, Brot vermehren, Wasser in Wein verwandeln... Gewiss, er hŠtte
auch das sagen kšnnen. Aber darauf kommt es beim rechten Menschsein nicht an. Er
sagte vielmehr: ãLernet von mir, denn ich bin sanft und demŸtig von Herzen und
ihr werdet Ruhe finden fŸr eure Seelen!Ò
Man mŸsste das ganze Erdenleben
Christi wie in einem Filmstreifen vor sich abrollen lassen, um es sich
klarzumachen, wie er bei allem, was er sprach und tat, so ganz mit dem Herzen
dabei war und ganz Herz war. Ja, wenn er sprach, sprach er von Herzen, weil er
es mit jedem Wort, das er sagte, gut, unendlich gut mit den Menschen meinte und
ihnen wahrlich keine Drohbotschaft, sondern eine Frohbotschaft verkŸndete. Und
bei allem, was er tat, war er mit dem Herzen dabei: Man mŸsste hier z.B. nur
die Krankenheilungen des Herrn der Reihe nach mšglichst anschaulich und konkret
an Hand des Textes der Hl. Schrift schildern. Es wŸrde einem in ŸberwŠltigender
Weise aufgehen, wie er mit dem Herzen dabei war, denn die Liebe, die Macht
seines selbstlos liebenden Herzens, trieb ihn zu diesen Wundern... Und wenn er drau§en
in der WŸste das Brot vermehrte, so war er wieder mit dem Herzen dabei, denn er
hatte von ganzem Herzen Mitleid mit den Volksscharen, die wie Schafe ohne
Hirten waren... Und wenn er das Brot brach – im Abendmahlssaal und in der
Herberge von Emmaus – so war er wieder ganz mit dem Herzen dabei. Denn
ein Zeuge des Abendmahlsgeschehens schrieb darŸber: ãDa er die Seinen, die in
der Welt waren, liebe, liebte er sie bis ans Ende, bis zum €u§ersten!Ò Und die
zwei EmmausjŸnger gestanden hernach, dass sie ihn am Brotbrechen erkannt hŠtten
und wie ihr eigenes Herz brannte, als er mit ihnen redete und ihnen die Schrift
erschloss.
Und wie war Jesus mit dem Herzen
dabei, wenn er sich der SŸnder annahm, der Irregegangenen, der Verirrten, trotz
Spott und widerrede der PharisŠer, denen er sagte: Nicht die Gesunden bedŸrfen
des Arztes, sondern die Kranken... Er ist der gute Hirte, der dem verlorenen
Schaf nachgeht und es sucht, bis er es findet. Das ist eigentlich der ganze Trost
der Menschheit in ihrer Herzlosigkeit und SŸndhaftigkeit und Verkommenheit,
dass der Herr Jesus mit liebendem Herzen noch jedem Verlorenen nachgeht, bis er
ihn findet. Das ist der gro§e Trost der Menschheit, dass einer da ist, der
keinen aufgibt, der keinen verstš§t, fŸr den es auf dieser Erde keinen schon
endgŸltig Verlorenen gibt. Einer ist mit liebevoll sorgendem Herzen immer auf
der Suche. Auf der Suche nach jedem von uns. Bis er ihn findet. So lange, so
unermŸdlich, so unverdrossen, so geduldig, so langmŸtig sucht er, bis er den
Verlorenen findet. Das kann nur einer mit einem ganz selbstlos liebenden, zum
letzten Opfer bereiten Herzen, in welchem das Feuer gšttlicher Leibe lodert.
Das zeigte sich damals am klarsten, als er litt und starb. Er tat es nicht
unwillig, unter einem harten, eisernen Muss. Er tat es freiwillig. Aus Liebe.
Er war auch da und da erst recht so ganz mit dem Herzen dabei, weil er uns alle
durch sein Leiden und Sterben erlšsen und fŸr unsere Herzlosigkeit SŸhne
leisten wollte. Er opferte sich hin bis zum letzten Blutstropfen, der seinem
durchbohrten Herzen entstršmte.
Ich las einmal ein Buch, das in
einer herzlosen Zeit Stellung nehmen wollte zum sturmbewegten Zeitgeschehen. Im
Vorwort schrieb der angesehene Verfasser ein šsterreichischer Bischof: ãDieses
Buch ist mit meinem Herzblut geschriebenÒ. Das war eine arge †bertreibung. Bei
einem aber war es keine †bertreibung, sondern wortwšrtlich wahr: Jene Seite der
Heilsgeschichte, die Ÿber unsere Erlšsung berichtet, ist wirklich mit Herzblut
geschrieben, mit dem Herzblut des Gottmenschen Jesus Christus. Und die Worte,
die der Erlšser da mit dem Blut seines heiligsten Herzen schrieb, lauten: Mit
ewiger Liebe habe ich euch Menschen geliebt, um euch alle an mein Herz zu
ziehen!
Das ganz und gar ausgepresste,
ganz vom Blut entleerte, total verbrauchte Herz, es ist fŸr alle kommenden
Zeiten das Symbol restloser Hingabe fŸr die anderen geworden. Der Gekreuzigte
mit dem durchbohrten Herzen ist der gute Hirte, der sein Leben hingab fŸr die
Schafe. Der Gekreuzigte mit dem durchbohrten Herzen ist das Lamm Gottes, das
alle SŸndenschuld der Welt auf sich nahm und darum von uns hinwegnahm. Dieses
Herz ist verwundet wegen der messetaten unserer Herzen. IM liegenden Gehorsam
des durchbohrten Herzens wurde Ÿberreiche SŸhne geleistet fŸr die sŸndige Gehorsamsverweigerung
unserer lieblosen Herzen. Und die Hilflosigkeit dieses preisgegebenen Herzens,
das aller Schmach und Unbill ausgesetzt war und immer noch ist, soll unsere
stolzen Herzen beugen und unsere kalten Herzen erwŠrmen und entzŸnden, auch die
Herzen jener, die dieses Herz durchbohrt haben. So sieht Johannes, der unter
dem Kreuz die Durchbohrung des Herzens Jesu miterlebte, jene alttestamentliche
Prophezeiung erfŸllt: ãSie werden aufschauen zu dem, den sie durchbohrt haben!Ò
Ja, tunÔ wirÕs, BrŸder und Schwestern! Aufschauen zu
dem, den sie durchbohrt haben! Denn Gott wollte, dass sein Eingeborener, da er
am Kreuze hing, von des Soldaten Lanze durchbohrt werde, damit sein gešffnetes
Herz, dieses Heiligtum gšttlicher Freigebigkeit, Stršme des Erbarmens und der
Gnade auf uns ergie§e! Dies Herz, in dem die Glut der Liebe zu uns nie
erlischt, sollte den Frommen ein Ort der Ruhe werden, den Bu§fertigen aber als
rettende Zuflucht offenstehen!Ò
Aufschauen zu dem, den sie
durchbohrt haben! Auch deshalb sollen wir zu ihm aufschauen, weil wir von
diesem durchbohrten Herzen gegen alle Herzlosigkeit die rechte Gottes- und
NŠchstenliebe lernen kšnnten und sollten. ãLernet von mir...Ò, sagt Christus.